Freitagspredigt

Der Besuch von Kranken

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

وَمَا أَرسَلنَـٰكَ إِلَّا رَحْمَةً لِلْعَـٰلَمِينَ

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Wir sandten dich nur als Barmherzigkeit für die Welten.“

[Sure Anbiyā, Vers 107]

Verehrte Gläubige,

unsere erhabene Religion, der Islam, er legt besonderen Wert auf den Menschen und hat ein besonderes Erbarmen mit ihm. Der Mensch, er ist in dieser Lehre sowohl in Zeiten der Gesundheit als auch im Krankheitsfall von besonderem Wert. Ja im Krankheitsfall bedarf er sogar Schutz und Barmherzigkeit mehr als sonst. Besonders verpönt ist im Islam, wenn man Menschen, die man in Zeiten der Gesundheit wertschätzt, im Krankheitsfall alleine lässt. Gerade wenn sie krank sind ist es unsere Pflicht unsere Glaubensgeschwister zu besuchen, für sie zu beten und ihnen in diesen schweren Zeiten beizustehen. So sagte unser Prophet (saw) einst: „Fünf Rechte haben Muslime aneinander: dass sie den Gruß annehmen, die Kranken besuchen, im Leichenzug mitlaufen, dass sie Einladungen Folge leisten und mit einem „yarhamukallah“ gute Genesung wünschen, wenn einer von ihnen niest.“ [1]

Und der Prophet (saw) selbst, er war Gegenstand folgender koranischen Ansprache: “Und wir sandten dich nur als Barmherzigkeit für die Welten.” [2] Diese Barmherzigkeit äußerste sich besonders, wenn jemand krank war. In solch schwierigen Zeiten, wenn die Menschen seelischen Beistand brauchten mehr als sonst, hat er sie aufgesucht. Und auch seine Gemeinde dazu motiviert. In einem Hadis hierzu gemahnte er uns: “Besucht die Kranken. Geleitet die Verstorbenen bis zum Grab. Dies wird euch an das Jenseits erinnern.” [3] - “Wer auch immer einen Kranken besucht, der wird eintauchen in die Barmherzigkeit Allahs. Wenn du einen Kranken besuchst, bitte ihn darum, dass er für dich betet. Denn sein Gebet ist wie das der Engel.” [4]

Verehrte Geschwister,

kranke Menschen verändern sich oft. Es ist die veränderte Gefühlslage, die sie manchmal anders reagieren lässt. Anders zumindest, als wir dies von ihnen gewohnt sind. Und nicht immer sind diese Situationen leicht. Dabei spielt es auch nicht unbedingt eine Rolle, ob es eine harmlose oder doch schwere Krankheit ist. Sie wirkt sich eben immer auch auf die Psyche des Menschen aus. Er wird plötzlich sentimentaler. Alles scheint ihn in diesen Zeiten zu kränken. Sachen, die für ihn früher nicht gerade von Bedeutung waren, sind für ihn plötzlich wichtig. Freunde und Verwandte, die in guten Zeiten immer bei ihm waren, möchte er jetzt überhaupt öfter bei sich haben. Ja auch von denen, die er früher selbst nie aufgesucht hat, möchte er jetzt besucht werden. Und wenn sie ausbleiben, ist er gekränkt und traurig. Kurzum brauchen Kranke mehr Aufmerksamkeit als sonst.
Gerade wenn jemand in der Fremde ist, ist dies für ihn wichtig. Wenn er keine Familienangehörigen hat, die sich um ihn kümmern, ist es die Pflicht ihrer Freunde und der Muslime, ihren Geschwistern zu helfen.

Muslime sollten kranke Menschen für das Wohlgefallen Allahs besuchen. Es sollte für sie nicht im Vordergrund stehen, wen sie besuchen, sondern für wen sie dies tun. Allah, der Erhabene, Er lässt uns nämlich wissen, dass Er Wohlgefallen daran hat, wenn wir Kranke besuchen. Dass er den Besuch eines Kranken als Besuch Seiner selbst erachtet. Unser Prophet (saw) hat dies einst wie folgt beschrieben: “Allah, der Erhabene, wird beim Jüngsten Gericht fragen: Oh Sohn Adams! Wieso hast du Mich nicht aufgesucht, als Ich krank war? Der Mensch wird fragen: Du bist doch der Herr der Welten. Wie hätte ich Dich da aufsuchen können? Und Allah, der Erhabene, Er wird antworten: Einer meiner Diener war krank. Du hast ihn nicht besucht. Hättest du ihn besucht, hättest du Mich an seiner Seite gefunden.” [5]

Verehrte Geschwister,

das Besuchen von kranken Menschen ist uns eine Sunna des Propheten (saw). Diese Sunna sollten wir befolgen. Möge Allah allen kranken Geschwistern unter uns alsbaldige Genesung schenken und uns alle vor Krankheiten und weiterem Unheil schützen.

[1] Buchari, Dschenaiz 2.
[2] Anbiya, 21/107.
[3] Tergib Tercümesi 6/448.
[4] Tergib Tercümesi 6/456.
[5] Muslim, Birr, 43.

Mehmet Şahin
Religionsbeauftragter der DITIB Eyüp-Sultan Moschee in Gersthofen

2013-11-29    


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