Freitagspredigt

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Gottesdienste und Moralwerte

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

قُلْ إِنَّ صَلَاتِي وَنُسُكِي وَمَحْيَايَ وَمَمَاتِي لِلَّهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ

Bismillāhirrahmānirrahīm

[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“O Muhammed, sprich: Wahrlich, mein Ritualgebet und all meine anderen Gottesdienste, mein Leben wie mein Tod, sie sind alle für Allah, den Herrn der Welten.”

[Sure Enfāl, Vers 162]

Verehrte Gläubige,

Gottesdienste sind zunächst Ausdruck der Ehrfurcht des religionsmündigen Menschen (mukallaf) vor Allah. Diese Ehrfurcht lässt ihn seine inneren Triebe im Zaum halten und die Ge- und Verbote seines Schöpfers achten. [1] Gleichzeitig sind unter “Gottesdienst” auch all die Handlungen und Verhaltensweisen des Menschen zu verstehen, mit denen er seine Pflicht als Diener erfüllt und seine Verbundenheit sowie seine Liebe zu Ihm zum Ausdruck bringt. [2] Vor allen Dingen aber bringen Gottesdienste Disziplin und Ordnung in das Leben des Menschen. Sie entbinden ihn von der Verantwortungslosigkeit. Ein Mensch, der im Bewusstsein um seine Verantwortung handelt, macht dies auch in seinem Sein in Gesellschaft. Er wird sich hier hüten, jemandem Unrecht zu tun oder Schaden zuzufügen. In der Hoffnung auf den Lohn von Allah wird er jedem Gutes tun.

Verehrte Gläubige,

der Gottesdienst ist das schönste Mittel, mit dem sich der Mensch Allah nahen und ihn treffen kann. Der höchste Rang, den der Mensch auf Erden erlangen kann. Er läutert unsere Seele, befreit sie von schlechten Gedanken und korrigiert uns in unserem Handeln und Tun. Er lässt uns damit zu einem moralisch guten Menschen reifen.

Ein Ritualgebet zum Beispiel, das in aufrichtiger Absicht und ordnungsgemäß verrichtet wird, reinigt den Menschen von allerlei Schmutz. Sein Herz reinigt es von allen schlechten Gedanken und stärkt ihn in seiner inneren Welt. Denn zwischen ihm und seinem Herrn befindet sich mit dem Gebet ein starkes Band, das durch nichts und niemanden durchbrochen werden kann. Auch im Koran wird auf diesen Umstand hingewiesen, wenn es hier heißt: „Verrichte das Gebet ordnungsgemäß, denn es hält dich ab von Schandbarem und vom Übel.“ [3]

Verehrte Geschwister,

ein weiterer Gottesdienst ist das Fasten. Es besänftigt die „befehlende Triebseele“ (nefs-i emmare) des Menschen, die ihn sonst hinter allerlei materiellen Genüssen und Begierden hinterherlaufen lässt. Es macht sie sanftmütig und tolerant. Der Prophet (saw) sagte schließlich: „Das Fasten ist wie ein Schutzschild. Seid achtsam und sagt kein schlechtes Wort, wenn ihr fastet. Sollte euch jemand provozieren, so erwidert nur ‚ich faste!‘“ [5]

Mit der Zekat wiederum geben Muslime einen Teil ihres überschüssigen Vermögens an Bedürftige ab. Dieser Gottesdienst schützt sie vor Geiz, Egoismus und noch so manch anderen schlechten Charaktereigenschaften. Sie trägt mit alledem zu einem gedeihlichen Miteinander in der Gesellschaft bei.

Für den Hadsch-Gottesdienst hüllen sich die Gläubigen alle in das gleiche Gewand und machen damit eine Art Probelauf für das Jüngste Gericht und für die Versammlung vor diesem. Dies erinnert sie daran, dass alle Menschen bei Allah gleich sind, dass das Erdenleben vergänglich ist und dass daher der eine sich nicht am Recht des anderen vergreifen sollte. Er lehrt sie Respekt voreinander und dass Hab und Gut oder Rang und Stellung sie nicht überlegen machen.

Der Opfergottesdienst lehrt die Muslime, dass sie alles, was sie besitzen, gegebenenfalls Allah zu opfern bereit sein müssen. Es steht gleichzeitig dafür, dass sie ihre inneren Triebe und niederen Gedanken bewältigen können.

Gottesdienste lehren uns also die Liebe zu Allah wie die Ehrfurcht vor Ihm. Sie reinigen uns von allen möglichen schlechten Gedanken. Gläubige, die ihren Gottesdiensten regelmäßig nachgehen, haben Seine Ge- und Verbote im Blick. Sie sind gutmütig, bescheiden, haben immer ein Lächeln im Gesicht und sprechen gute Worte. Sie trachten stets nach dem Wohlgefallen Allahs und damit nach Glück auf Erden wie später im Jenseits.

[1] İslam'da İnanç, İbadet ve Günlük Yaşayış Ansiklopedisi, c. II, s. 330, İstanbul 1997.
[2] Osman Pazarlı, Din Psikolojisi, s. 189, İstanbul 1972.
[3] Ankebut 29/45.
[4] Buchari, Sawm, 9; Muslim, Siyam, 30.


Mehmet Emin Beyhan
Religionsbeauftragter der DITIB Seyyid-Bilal-Moschee in Burglangenfeld

2014-01-17    


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