Freitagspredigt

Zeit für die Abkehr von Sünden und für die Vergebensersuchung:
Die gesegneten drei Monate

بِسْمِ اللهِ الْرَحْمٰنِ الْرَّحِيمِ
يَآ اَيُّهَا الَّذِينَ امَنُوا تُوبُوا اِلَى اللهِ تَوْبَةً نَصُوحًا عَسٰى رَبُّكُمْ اَنْ يُكَفِّرَ عَنْكُمْ سَيِّئاَتِكُمْ وَيُدْخِلَكُمْ جَنَّاتٍ تَجْرِي مِنْ تَحْتِهَا الاَنْهَارُ 
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“O ihr, die ihr glaubt! Kehrt in inniger Reue zu Allah, auf dass euer Herr eure Fehler deckt und euch in Gärten aufnimmt, durchwirkt von Bächen.”

[Sure “Tahrim”, Vers 8]

Verehrte Muslime,

Allah, der Erhabene, schuf den Menschen in einer Veranlagung, die ihn sowohl Gutes als auch Schlechtes verüben lassen kann. So kann er manchmal seiner Triebseele sowie seinen Gefühlen unterliegen und auch unschöne Handlungen begehen. Der Islam, eine Religion, die um diese Veranlagung des Menschen weiß und auch selbst darauf baut, weiß, dass der Mensch folglich auch Sünden begehen kann und zeigt uns daher Wege auf, um sich von diesen zu läutern. So sagte unser Prophet (s.a.w.) dereinst: “Der Beste unter denjenigen, die Sünden begehen, ist der, der diese auch bereut und abkehrt.” [1] - “Wer seine Sünde bereut und sich von ihr abkehrt, ist wie jemand, der keine Sünde begangen hat.” [2]

Die gesegneten drei Monate und die heiligen Nächte hierdrin sind uns nun gerade in der heutigen Zeit, in der wir uns im Alltagsstress und den verworrenen Wegen des Lebens verlieren können, eine unschätzbare Gelegenheit. Dieser gesegnete Zeitabschnitt ist gerade für das moderne Individium, das, wie beschrieben, im Strudel des Lebens sonst keine Möglichkeit findet, zu sich selbst zu finden, eine Gelegenheit zur Revision. Schließlich lässt uns unser Herr wissen, dass Er uns vergeben kann, wenn wir nur in Reue an seine Tür klopfen - und wenn wir noch so viele Sünden haben: “(O Muhammad) Sag: O meine Diener, die ihr unmäßig seid gegen euch selbst! Gebt die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allahs nicht auf. Wahrlich, Er vergibt die Sünden allesamt. Er ist der reichlich Vergebende, der reichlich Erbarmende.” [3]

Verehrte Muslime,

unter Abkehr von den Sünden (tawba) verstehen wir das Eingeständnis des Menschen seiner Fehler und Sünden und die Abkehr hiervon in Reue, begleitet vom Entschluss, diese nicht nochmal zu begehen. Denn Sünden greifen das Band der Liebe zwischen uns und zwischen unserem Herrn an und schwächen dieses. Wie ein Vorhang ziehen sie sich vor Seine Barmherzigkeit. Sie schwächen zudem unsere Spiritualität und verdunkeln unsere Herzen. In dieser Hinsicht wird die Abkehr von Sünden (tawba) uns auch dazu verhelfen, unsere Dienerschaft und das Band der Liebe zu unserem Schöpfer zu erneuern sowie unsere Herzen zu läutern. So sagte auch unser Prophet (s.a.w.) in einem Hadis: “O ihr Menschen! Kehrt von euren Sünden ab und bittet Allah um Vergebung. Ich tue dies hundert mal am Tag.” [4]

Verehrte Muslime,

die Tür für dieses Ersuchen um Vergebung (istighfar) und die Abkehr von den Sünden (tawba) steht uns bis zum letzen Atemzug offen. Doch keiner von uns weiß, wann er sterben wird. So sollten wir jederzeit uns bereit halten. Dazu gehört, das wir diese Vergebensersuchung und die reuige Abkehr, mit der wir uns schließlich von seelischen Krankheiten befreien können, die uns sonst das ewige Leben kosten könnten, nicht hinauszögern. Mit einer körperlichen Krankheit zum Arzt zu gehen würden wir ja auch nicht aufschieben.

Daher sollten wir uns sofort an Allah wenden und Ihn um Vergebung bitten, wenn wir bewusst oder unbewusst einen Fehler oder eine Sünde begangen haben. Denn Er gibt uns klar und deutlich zu wissen, dass Er diejenigen, die aufrichtig sich Ihm zuwendend Ihn um Vergebung bitten und von diesen Sünden ablassend wieder zu sich selbst finden, auch vergeben wird. Für Sünder gibt es auch keinen anderen Weg, als sich der Barmherzigkeit, der Vergebung und der Gnade Allahs anheim zu geben.

In der Hoffnung, dass die gesegneten drei Monate uns eine Gelegenheit bieten, um Vergebung für unsere Sünden zu finden, beende ich meine heutige Predigt mit Vers 8, Sure “Tahrim”: “O ihr, die ihr glaubt! Kehrt in inniger Reue zu Allah, auf dass euer Herr eure Fehler deckt und euch in Gärten aufnimmt, durchwirkt von Bächen.”

[1] Ibn Madsche, Zuhd, 30. No: 4251, II, 1420.
[2] Ibn Madsche, Zuhd, 31.
[3] Zumer, 39/53.
[4] Muslim, Zikr 42.

Ali Riza Özdemir

Religionsbeauftragter der DİTİB-Moschee in Sinzig


2011-06-03    


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