Freitagspredigt

Lügen schadet dem Individuum und der Gesellschaft
 
 
بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ
ذَلِكَ وَمَن يُعَظِّمْ حُرُمَاتِ اللَّهِ فَهُوَ خَيْرٌ لَّهُ عِندَ رَبِّهِ وَأُحِلَّت ْلَكُمُ الأَنْعَامُ إِلاَّ مَا يُتْلَى عَلَيْكُمْ فَاجْتَنِبُواالرِّجْسَ مِنَ الأََوْثَانِ وَاجْتَنِبُوا قَوْلَ الزُّورِ

Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Bamrherzigen]
“Und hiernach! Wer die Gebote Allahs achtet, dem gereicht dies bei seinem Herrn zum Wohl. Erlaubt sind euch alle Nutztiere, außer denen, deren Verbot euch vorgetragen (mitgeteilt) wurde. So meidet hiernach die Scheußlichkeit der Götzenanbetung und meidet das Lügen.”

                                                                                                                [Sure Hadsch, Vers 30]

Verehrte Gläubige,

zu einem der Verbote, die einzuhalten uns der Islam strengstens gemahnt, gehört das Lügen. Denn lässt der Mensch dies zu seiner Gewohnheit werden, führt dies dazu, dass er an Rang vor Allah verliert und er Ihn fortan zu den Lügnern zählt.

So heißt es in einem von Abdullah b. Mas’ud (r.a.) überlieferten Hadis: “Wahrlich, Aufrichtigkeit in Tat und Wort (sidq) führt zu Güte und Rechtschaffenheit (birr). Und Güte und Rechtschaffenheit führen in das Paradies. Wer stets aufrichtig ist in Tat und Wort, den zählt Allah zu den Aufrichtigen (siddīq). Und das Lügen führt dazu, dass der Mensch aus der Bahn gerät (fudschūr). Und wer aus der Bahn gerät, den führt dies in die Hölle. Wer sich das Lügen zur Gewohnheit macht, den listet Allah bei den Gewohnheitslügnern auf.“ [1]

Verehrte Gläubige,

eine Lüge hinterlässt beim Individuum - und gerade in dessen Sein in Gesellschaft -Spuren und richtet hier irreversible Schäden an. Ein Mensch, der oft lügt, wird in der Gesellschaft als Lügner abgestempelt und verliert damit sein Ansehen. Auch wenn er dann mal die Wahrheit sagt, schenkt man ihm keinen Glauben mehr, denn mit seinem Ansehen hat er auch seine Vertrauenswürdigkeit verloren. So kann es kommen, dass er dann selbst in größter Not allein dasteht, da keiner seiner Freunde ihm mehr glaubt. Ein Sachverhalt, der in folgender Redewendung sehr schön veranschaulicht wird: “Keiner ihm glaubte, als das Haus des Lügners nieder brannte!”

Verehrte Brüder und Schwestern,

dabei ist es nicht nur das Individuum selbst, dem das Lügen zum Schaden gereicht. Ebenso, wie sich eine ansteckende Krankheit in einer Gesellschaft mit rasantem Tempo verbreiten und hier den Menschen den Tod bringen kann, bereitet das Lügen den Boden für den moralischen Tod einer Gesellschaft. Verlieren Gesellschaften auf Grund der Lügen, die sie umgeben, ersteinmal das Vertrauen füreinander, sind sie fast in allen Bereichen zum Misserfolg verurteilt.

Nicht umsonst zählt der Islam diese Krankheit zu den großen Sünden. Denn sie ist nur die Vorstufe und der Wegbereiter für so manch andere Fehler und Sünden und öffnet diesen regelrecht Tür und Tor. Wer das Lügen als legitim erachtet und sich diese Krankheit zur Gewohnheit macht, wird sich damit in eine gefährliche Situation begeben, denn fortan wird ihm nichts mehr heilig sein.

Verehrte Gläubige,

es sei darauf hingewiesen, dass es einige wenige Notsituationen gibt, in denen man auf das Lügen zurück greifen kann, um das Gemeinwohl zu wahren. Folgender Hadis unseres Propheten (s.a.w.) formuliert diese Notsituationen und schränkt sie damit auch gleichzeitig ein: “Wer wohl spricht oder ebensolche wohlklingenden Worte herbeiträgt, um seine Frau zufrieden zu stellen, im Krieg oder um zerstrittene Personen wieder zu versöhnen, der gilt nicht als Lügner.” [2]

Verehrte Muslime,

wir sollten uns daher vor dieser Krankheit schützen, die unsere erhabene Religion verabscheut und die einen immensen Schaden anrichtet im Leben des Gläubigen aber auch in der Gesellschaft, wo sie Zwietracht sät gerade in den Familien und unter Freunden. Denn ein tugendhaftes, gottgefälliges und damit glückliches Leben ist nicht das Ergebnis von Zufällen. So sollten wir uns alle peinlichst zurück halten von Handlungen, die uns Tür und Tor öffnen für das Lügen.

In diesem Sinne möchte ich meine heutige Predigt beenden mit der ungefähren Bedeutung des eingangs vorgetragenen Koranverses: “Und hiernach! Wer die Gebote Allahs achtet, dem gereicht dies bei seinem Herrn zum Wohl. Erlaubt sind euch alle Nutztiere, außer denen, deren Verbot euch vorgetragen (mitgeteilt) wurde. So meidet hiernach die Scheußlichkeit der Götzenanbetung und meidet das Lügen.” [3]

[1] Buchari, Adab 69; Muslim, Birr 103-105.
[2] Tirmizi, Birr 26.
[3] Hadsch, 22/30.

Rafet COŞKUN
Religionsbeauftragte der DITIB Merkez-Moschee in Augsburg

2012-01-06    


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