Freitagspredigt

Vertrauen auf Allah, Tawakkul

ِسْمِ اللهِ الْرَحْمَنِ الْرَحِيمِ

فَإِذَا عَزَمْتَ فَتَوَكَّلْ عَلَى اللَّهِ إِنَّ اللّهَ يُحِبُّ الْمُتَوَكِّلِينَ
Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“(O Muhammed!) Wenn du dich dann entschieden hast, so vertraue auf Allah. Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die vertrauen.”
[Sure “Al Imran”, Vers 159]


Verehrte Gläubige,

Allah vertrauen bedeutet, alles zu unternehmen, was in einer Angelegenheit oder bei einem Problem machbar ist und danach das Ergebis von Allah abzuwarten. Im Bewusstsein um seine eigene Verantwortung handelnd, alle möglichen Maßnahmen zu treffen und dann das Resultat Allah anzuvertrauen ist ein Ausdruck des vollkommenen Glaubens. Gleichzeitig drückt der Gläubige hiermit auch seine Ehrfurcht vor seinem Schöpfer aus.

Verehrte Muslime,

auf Allah vertrauen heißt nicht, sich Faul- und Trägheit überlassen. Erst recht nicht stellt sich dieses Vertrauen in Allah dem Arbeiten und dem Vorwärtskommen in den Weg. Vielmehr müssen Muslime durch ihre Taten den Entwicklungen einen auslösenden Grund bieten. Im Glauben, dass Allah mit ihnen ist, ihren Verstand richtig einsetzend und ihre Vorbereitungen treffend, anvertrauen sie den Ausgang einer Sache dann Allah an. Nichts unternehmend, rein vertrauend in Allah ein gutes Ergebnis für das Dies- und das Jenseits abzuwarten ist nicht vereinbar mit dem Geist des Islam.
So heißt es hierzu in verschiedenen Koranversen, dass Allah niemandem eine Pflicht auferlegt, die er nicht in der Lage ist zu erfüllen, [1] dass die Menschen für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, [2] dass Er ihnen (ihre Pflichten) leicht macht, [3] und dass die Menschen in Ihn zu vertrauen haben. [4]

Verehrte Muslime,

vertrauen auf Allah geht also immer einher mit dem vorherigen Treffen von Maßnahmen. So fragte dereinst ein Beduine, der unseren Propheten (s.a.v.) besuchte: “O Gesandter Allahs! Soll ich mein Kamel Allah anvertrauen indem ich es anbinde oder indem ich es frei laufen lasse?” Der Prophet (s.a.v.) antwortete ihm: “Binde dein Kamel an, sodann vertraue es Allah an!” [5] Damit erging an den Beduinen das Gebot, zuerst die notwendigen Maßnahmen zu treffen und danach eine Sache Allah anzuvertrauen.

Verehrte Brüder und Schwestern,

Der folgende Zweizeiler von Mehmet Akif Ersoy:
Nicht gebend einen auslösenden Grund für dein noch so kleines Anliegen
Wie kannst du da erwarten mit Erfolg zu sein beschieden?

formuliert hier anschaulich, dass es für einen Gläubigen nicht rechtens ist, ein gutes Ergebnis zu erwarten wenn man nur denkt “ich vertraue in Allah, er wird mir schon mein Los zuteilen”, oder “ich vertraue in Allah, es wird geschehen, was mir auf der Stirne steht”. Schlimmer noch wird es, wenn man dann wegen der eigenen Untätigkeit in eine Problemlage kommt und die Schuld hierfür auch noch auf das Schicksal schiebend sich gegen dieses auflehnt.

Mit der ungefähren Bedeutung des Eingangsverses beende ich an dieser Stelle meine heutige Predigt: “(O Muhammed!) Wenn du dich dann entschieden hast, so vertraue auf Allah. Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die vertrauen.” [6]

[1] Baqara, 2/286.
[2] Dschum’a, 62/10.
[3] Nisa, 4/28.
[4] Tegabun, 64/13.
[5] Tirmizi, Qiyame, 60.
[6] Al Imran, 3/159.

Isa ATCI,
Religionsbeauftragter der DITIB Hicret-Moschee in Berlin

2011-02-25    


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