Nachrichten und Pressemeldungen

2024-03-28 | Pressemeldung

Ostern: Zeit der Besinnung und Hoffnung

Köln, 28.03.2024: In diesem Jahr begehen unsere christlichen Freunde und Nachbarn Ostern in einer Zeit, in der wir zeitgleich als Muslime den Fastenmonat Ramadan begehen. Eine seltene Konstellation, die uns die Möglichkeit bietet, gemeinsam besinnliche Einkehr und Spiritualität zu erleben. Während wir Muslime uns im Ramadan auf das Fasten konzentrieren, tagsüber auf Essen und Trinken verzichten und versuchen, auch anderen schlechten Angewohnheiten abzuschwören, erinnern sich unsere christlichen Mitmenschen, viele ebenfalls durch Fasten, an den Leidensweg und das Opfer von Jesus Christus am Karfreitag. Somit ist Ostern das wichtigste Fest des Christentums, welches mit der Wiederauferstehung auch eine frohe Botschaft enthält.

Dies sind Gedanken und Gefühle, die uns einen, denn das Fasten lehrt auch uns, neben der Empathie für Bedürftige und Dankbarkeit für die Gaben Allahs, eben auch, dass jede Entbehrung irgendwann zu Ende ist und eine Erlösung eintritt. Doch während wir uns auf diese Zeit der Verbundenheit vorbereiten, können wir nicht ignorieren, dass wir dieses Jahr Ostern einer Ära sich ablösender bzw. multipler Krisen begegnen.

Nach den Herausforderungen von Corona, dem Ukraine-Krieg und den daraus resultierenden politischen wie wirtschaftlichen Ängsten und starken gesellschaftlichen Umwälzungen, prägt der Krieg in Gaza und die wachsende Verunsicherung von Juden und Muslimen, aber auch Christen aktuell unseren Alltag. Der unsägliche Angriff der Hamas im Oktober letzten Jahres hat Juden, aber auch Christen und Muslime weltweit erschüttert. Die Angriffe der israelischen Armee seitdem haben über dreißigtausend Menschenleben gefordert und durch Hunger und Vertreibung eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Diese Tragödie geht uns in diesen Tagen besonders nahe, handelt es sich um einen Konflikt in einem Land, das allen drei monotheistischen Religionen gleichermaßen heilig ist.

Diese Vielzahl von Krisen erfordert eine gemeinsame Anstrengung, bei der wir als Religionen viel Verantwortung tragen, aber auch die Möglichkeiten haben, durch Begegnung und durch das Vertrauen in Gott neue Wege aufzuzeigen, um für die Würde und das Leben eines jeden Menschen einzustehen. Wie es in der Bibel geschrieben steht: „Unterdrückt die Fremden nicht, die bei euch leben, sondern behandelt sie wie euresgleichen. Liebt sie wie euch selbst, denn auch ihr seid Fremde in Ägypten gewesen! Ich bin der HERR, euer Gott“ (3. Mose, 19).

Besonders in Deutschland tragen wir eine größere Verantwortung, uns gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus zu erheben. Diese Bedrohungen, die durch die aktuellen multiplen Krisen verstärkt werden, können nur durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden. Als Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen sind wir dazu aufgerufen, neue Wege zu beschreiten, die die Würde und das Leben der Menschen in den Mittelpunkt stellen und politische Interessen kritisch hinterfragen.

Denn Ostern steht für das Vertrauen in Gott, vor dem alle Menschen gleich sind, wie es auch in der Apostelgeschichte dargestellt ist: „Da begann Petrus zu sprechen: „Jetzt erst habe ich wirklich verstanden, dass Gott niemanden wegen seiner Herkunft bevorzugt oder benachteiligt. Alle Menschen sind ihm willkommen, ganz gleich, aus welchem Volk sie stammen, wenn sie nur Ehrfurcht vor ihm haben und so leben, wie es ihm gefällt.““ (Apostelgeschichte 10,34-35)

Unsere gemeinsame Arbeit der letzten Jahrzehnte in Deutschland, unser Dialog hat geholfen, dass wir uns besser kennen, besser verstehen und auch gemeinsam handeln können. Aus dieser Gemeinsamkeit erwachsen Verantwortung wie auch Möglichkeiten. Die Glückwünsche der katholischen sowie der evangelischen Kirche zum Ramadan sind ein bedeutendes Zeichen der Solidarität und des Respekts, die mittlerweile gute Tradition geworden ist, wie auch unsere Einladungen zum Fastenbrechen.

In dieser Osterzeit wollen wir uns gemeinsam daran erinnern, dass wir alle eine Verantwortung tragen für eine Welt, die von Mitgefühl, Solidarität und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Möge diese Zeit, die sowohl bei Christen wie auch Muslimen für Leid, Entbehrung, aber auch Hoffnung und Gotteszuversicht steht, uns dazu ermutigen, füreinander einzustehen und uns gegenseitig zu unterstützen, damit Frieden und Harmonie in unserer Gesellschaft Einzug halten können.

In diesem Sinne wünsche ich allen christlichen Kirchen und Gemeinden ein gesegnetes Osterfest und eine Zeit der Besinnung und Hoffnung.

 

DITIB-Bundesverband